Mit dem Segway auf den Spuren von Napoleon

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Wendelstein
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Mit dem Segway auf den Spuren von Napoleon

Beitrag von Wendelstein »

Nach den Niederlagen bei Ulm und Austerlitz musste Österreich im Friedensvertrag von Pressburg vom Dezember 1805 unter anderem Dalmatien an das französische Imperium abtreten; die bis dahin noch unabhängige Republik Ragusa wurde wenig später von Napoleon kassiert. Damit hatte Napoleon ein schönes grosses zusammenhängendes Stück Adriaküste samt Hinterland gewonnen. Zur strategischen Sicherung ihrer neuerworbenen Provinzen an der Adria legten die neuen Herren dort ein umfangreiches Strassenbauprogramm auf. Die meisten der damals angelegten Strassen sind mit späteren Anlagen überbaut worden, doch an einzelnen Stellen kann man die Bauten aus der napoleonischen Zeit noch heute im Gelände finden.

Am Ortsende von Ston zum Beispiel, an der Strasse nach Orebić und Korčula, steht eine grosse Tafel mit Hinweisen auf ein Stück des Napoleonski Put, den Aufstieg von Ston auf die Hochfläche von Pelješac, den man mit dem Fahrrad befahren können soll — eine interessante Information für den ambitionierten Segwayer. Also zurück zur Tourismusinformation in Ston: Man erhält dort eine schöne Karte mit Streckenbeschreibungen; die Dame am Schalter meinte aber gleich, dass sie sich nicht vorstellen kann, dass man dieses Stück des Napoleonski Put mit einem Fahrrad oder sonst einem Fahrzeug befahren könnte; sie empfahl mir, wenn ich schon nicht zu Fuss gehen wollte, die Anmietung eines Pferdes oder Esels. Nun, Wendelstein überzeugt sich gern selbst an Ort und Stelle von den Verhältnissen: Zunächst geht es mit dem Auto auf schmalem Asphaltsträsschen ein Stück ins Gelände. Weiter mit dem Segway auf gutem Feldweg durch herrliche Feigen- und Olivenpflanzungen, wahrscheinlich schon auf der alten napoleonischen Anlage:
Auf der Suche nach dem Napoleonski Put bei Ston. Im Hintergrund die Ortschaft Česvinica.
Auf der Suche nach dem Napoleonski Put bei Ston. Im Hintergrund die Ortschaft Česvinica.
Doch bald kommt der unverkennbare Abzweig der Militärstrasse hinauf in Richtung auf die Hochebene:
Auf dem Napoleonski Put: Beginn des Aufstiegs auf die Hochebene von Pelješac.
Auf dem Napoleonski Put: Beginn des Aufstiegs auf die Hochebene von Pelješac.
Hier ist für den Segway kein Durchkommen. Und bei +30° C im Schatten verspürte ich keine Lust, eine Bergwanderung zu beginnen, und wäre sie noch so klein. Ich bin noch ein gutes Stück ins Tal hinein weitergefahren, um andere Möglichkeiten zu erkunden, war jedoch erfolglos. Ich habe dann in Žuljana, ca. 25 km westlich von Ston, Quartier bezogen, wo sich auch abseits vom Napoleonski Put mit dem Segway schöne Motive finden lassen, von denen folgendes Foto hier eine Vorstellung geben kann:
Abendlicher Blick auf die Bucht von Žuljana (vorn) und Trstenik (im Hintergrund).
Abendlicher Blick auf die Bucht von Žuljana (vorn) und Trstenik (im Hintergrund).
In Žuljana wies man mich mehrfach auf ein Stück Napoleonski Put in der Nähe hin, das auf der Hochfläche zu finden wäre, das in der Karte aus Ston nicht eingezeichnet ist. Ich fuhr also wie es mir beschrieben wurde nach einem ausgiebigen Bade in der schönen blauen Adria am nächsten Nachmittag und noch einmal am darauffolgenden Vormittag (weil ich zuerst mit der Routenfindung nicht ganz klargekommen war) im Tal auf gutem Weg von Žuljana in Richtung O, immer am äussersten rechten Rand des Tals. Am Endes des Tals muss man sich scharf rechts halten, wo der Weg bald sehr steil und steinig und für ca. 50 Höhenmeter unbefahrbar wird (auch für x2 unbefahrbar), so dass man den Segway führen muss. Nach 10 bis 15 Minuten ist man über diese Stelle hinweg, der Weg wird wieder flacher und bedeutend besser, bis man sich oben auf einer Ebene befindet, ca. 200 m über dem Meeresspiegel. Schliesslich ist er sogar für eine gewisse Strecke asphaltiert. Wo der Asphalt endet, ist eine Gabelung; man folgt dem linken, nördlichen Zweig, vorbei an einer Art Steinbruch, wo es zunächst recht steil und holprig ein paar Meter abwärts geht. Doch bald wird der Weg wieder besser, und man durchquert eine flache Senke in nordöstlicher Richtung. Nach ca. 1 km kommt man an der Ruine eines grösseren Steingebäudes vorbei, das eindeutig militärischen Zwecken diente, denn es hat an mehreren Seiten Schiessscharten:
Napoleonski Put: Reste einer französischen Station bei Dubrava.
Napoleonski Put: Reste einer französischen Station bei Dubrava.
So wie das aussieht, war das ein französischer Stützpunkt, vielleicht zum Pferdewechseln für Kuriere; hier befindet man sich also auf dem Napoleonski Put. In Richtung W kann man der alten Route noch für ein paar Meter folgen, bis sie sich im Gelände verliert:
Bei Dubrava: Bald verliert sich der Napoleonski Put wieder im Gelände.
Bei Dubrava: Bald verliert sich der Napoleonski Put wieder im Gelände.
An dem Gebäude vorbei in Richtung SO und dann NO gelangt man bald an das östliche Ende von Dubrava, von wo man auf der Hauptstrasse Richtung NW zurückfahren kann. Obwohl noch innerorts, donnern hier die Reisebusse mit Höchstgeschwindigkeit Richtung Korčula durch, doch nach ca. 3/4 km gelangt der Segwayer an die Abzweigung der Nebenstrasse hinunter nach Žuljana, auf der normalerweise sehr wenig Verkehr herrscht und wo er sich wohlfühlt. Es kommt einmal ein Abzweig einer Schotterpiste nach links hinunter, die man benutzen kann, um im Tal auf einem gemütlichen Feldweg nach Žuljana zurückzugelangen.

Für Segwayer, die in dieser Gegend herumfahren wollen: Viele der Wege sind mit Disteln bewachsen; es empfiehlt sich, geeignete Schuhe zu tragen oder wenigstens im Rucksack mitzuführen. Auch der Segway sollte gut beschuht sein; mit den stabilen IRC-Winterreifen des i2 gab es keine Probleme. Es gibt keine Landkarte, auf der die beschriebenen Wege verzeichnet sind; man kann aber die Gegend mit allen Wegen sehr klar bei Google Earth sehen, denn keine Wolke stört das schöne Bild.
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