Motor vom I2 fast fest

Technik-und Reparatur-Tipps
Antworten
Benutzeravatar
Rommolus
Beiträge: 80
Registriert: 14.06.2019 13:48

Motor vom I2 fast fest

Beitrag von Rommolus »

Moin

Nachdem ich mir gestern einen weiteren I2 aus 2011 gekauft (exakt 100 Miles) und die Batterien reanimiert hatte, habe ich heute den Seg zum Ausflug gebracht. Nach 2,5 Miles ein lautes Getöse. Notabschaltung.
Das rechte Rad blockierte fast. Zumindest war es so schwergängig das hier eine Weiterfahrt nicht möglich war. Wieder zuhause, habe ich mich auf die Fehlersuche gemacht und erst das Getriebe abgebaut. Dabei habe ich festgestellt das das Getriebe sehr leicht läuft. Also den Motor versucht zu drehen - fest! Mist!
Nach weiteren zwei Stunden hatte ich die Base so weit geöffnet das ich an die Stecker für den Motor kam. Stecker entfernt und Motor gezogen. Dann den Halter für den Polymer entfernt und letztlich den Sprengring des Motors entfernt. Den Anker konnte ich nun ca. 3-4 mm aus dem Motor ziehen. Nach Zuhilfenahme von Röstlöser, lief der Motor schon leichter, aber damit er wieder normal läuft muss ich den Anker ziehen und schleifen. Weiß jemand ob und wie das geht?

Gruß
Benutzeravatar
chrigelseg
gold-member
gold-member
Beiträge: 933
Registriert: 18.11.2010 00:51

Beitrag von chrigelseg »

Die Kugellager der Motoren überleben meist sogar einen Wasserschaden; sie sind gut gekapselt.
Der Motor klemmt häufig wegen einer abgelösten Neodym-Viertelschale auf dem Rotor. Mit Gewalt lässt er sich nur in eine Richtung drehen; in Gegenrichtung sperrt er.
f3.JPG
f4.JPG
f3 f4
Generell ist es schwierig, diese Magnete sicher und dauerhaft neu zu verkleben. Darum lohnt sich eine Motorzerlegung eigentlich gar nicht.
Trotzdem meine Erfahrungen dabei:

Ausbau:
- Getriebe abbauen; Motorstern von Hand drehen zur Diagnose
- Base öffnen, um an die Steckverbindungen zu gelangen, diese lösen
- aussen zwei Schrauben Torx 25 lösen und Motor herausziehen
Falls festgerostet, von innen mit sparsam Rostlöser einsprühen und mit geeignetem Werkzeug und Hammer lockern
z1.JPG
z1
Unbedingt Rostlöser wieder wegputzen!

Zerlegung:
- Kunststoffstern gleichmässig abhebeln und Sechskant in Maschinenschraubstock einspannen
- Leiterplatte auslöten: entweder gelingt dies mit Lötsauglitze -Pumpe, oder man ergänzt die Lötstellen mit zusätzlichem Lot. Paarweise erhitzen und mit Schraubendreher rundherum gleichmässig und nur halbmillimeterweise abhebeln
- der heikelste Teil: die Messingscheibe muss ohne Zerstörung der äusserst empfindlichen Magnetscheibe abgezogen werden. dazu:
f6.JPG
f7.JPG
f6 f7

- die Körner-Verstemmungen der Messing-Geberscheibe ca. 2mm tief wegbohren
- gegenüber der schon vorhandenen Bohrung eine zusätzliche bohren und in beide ein Gewinde M3 schneiden;(zweiarmiger Abzieher)
- oder besser zwei zusätzliche Bohrungen anbringen (dreiarmiger Abzieher)
- eine Abzieh-Brücke anfertigen und mit zwei bzw. drei Schrauben M3 befestigen; Mit Zentralschraube des Abziehers die Messingplatte abziehen
- auf Getriebeseite des Motors den Seegering entfernen und Rotor nach Getriebeseite aus dem Motorgehäuse ziehen

Bei einem früheren Fototermin legte ich die abgelöste Halbschale mal versehentlich zu nahe neben den Rotor. Sie wurde magnetisch angezogen, klatschte mit Wucht gegen den Rotor und zerschellte an diesem :heul:
f8.JPG
f8

Grüsse vom Chrigel
Benutzeravatar
Rommolus
Beiträge: 80
Registriert: 14.06.2019 13:48

Beitrag von Rommolus »

Moin

ich habe heute auch einen Motor repariert. Bei der Scheibe bin ich etwas anders vorgegangen. Auch ich habe die Körnerpunkte angebohrt, dann aber einen zweiarmigen Abzieher mit den Haken unter den Motor geklemmt und mit der Abzieher Welle den Anker/Rotor aus dem Gehäuse/Stator gedrückt. Die Scheibe bleibt unzerstört oben im Gehäuse liegen.
Mit einem Dremel habe ich dann die Klebestellen am Eisenkern eingeschnitten und mit einem Zwei-Komponenten Metall-(Eisen)-Kleber der Länge nach und ca.6-8 mm breit, neu verklebt. Das sollte halten.

Gruß
Rene
Benutzeravatar
chrigelseg
gold-member
gold-member
Beiträge: 933
Registriert: 18.11.2010 00:51

Beitrag von chrigelseg »

Danke, Rene

hatte auch mal probiert, die Scheibe so zu entfernen. Bei mir ist leider der Magnetring trotzdem gebrochen :-(
f9.JPG
Das Problem: Der Lagerdeckel ist bei der roten Markierung nur minimal kleiner als die Messingscheibe.
Bei mir ist er gebrochen und in der Folge auch der Magnetring. :roll:
War es bei Dir auch eine abgefallene Viertel-Schale?

Gruss Chrigel
Benutzeravatar
Rommolus
Beiträge: 80
Registriert: 14.06.2019 13:48

Beitrag von Rommolus »

Moin

Ja auch bei mir hatte sich eines der hintern Magnete gelöst. Nachdem ich nun dein Bild gesehen habe, glaube ich eher daran das ich großes Glück hatte das die Magnetscheibe nicht gebrochen ist. Da scheint mir die Methode von dir, mit dem 2. Loch in der Scheibe, doch die sichere zu sein.

Gruß
Rene
Benutzeravatar
chrigelseg
gold-member
gold-member
Beiträge: 933
Registriert: 18.11.2010 00:51

Beitrag von chrigelseg »

Tja, Glück muss man haben ;-) :mrgreen:

Noch ein Hinweis zu der Leiterplatte:
Wenn sie wieder eingelötet werden soll, muss man auf unverletzte Durchplattierungen achten.
(Ich hoffte, dass die Leiterplatte nur zweilagig ist, leider mehrlagig)
EDIT. Die Leiterplatte ist mehrlagig :|
Falls Mehrlagig wäre es reiner Zufall, dass die mittleren Lagen wieder überall und zuverlässig den erforderlichen Kontakt bekommen :gngngn:

Zum Klebstoff für die Magnet-Viertelschalen:
bei meinen bisher zerlegten Motoren mit abgelösten Magnetschalen ist immer ein Wasserschaden am Segway vorausgegangen. Ich befürchtete, dass dies zu Korrosion am Rotor geführt habe.
Eine solche Unterrostung wäre ein guter Grund, weil Rost voluminöser als Stahl ist und so die Schalen irgendwann "abgesprengt" werden; auch viel später, auch, wenn der eigentliche Wasserschaden längst behoben ist.
Bei der optischen Prüfung der Klebestelle stellte ich allerdings keine Unterrostung fest. Möglicherweise nur meine falsche Theorie ;-)
Trotzdem sollten auch die verbliebenen 7 Magnetschalen auf feste Klebestellen überprüft werden. Dies ist nicht so einfach, weil die Schalen schon rein magnetisch sehr gut am Rotor haften. Und bei der Prüfung will man die Klebestelle ja nicht zusätzlich belasten ;-)
Immerhin dreht der Motor am Segway aber mit knapp 6000 U/min; im (theoretischen) Leerlauf sogar bis über 8000 U/min.
Die gründliche Reinigung und Entfettung ist vor der Neuverklebung von lockeren Schalen also extrem wichtig.
Bei Araldit oder anderem 2K-Klebstoff hatte ich normalerweise kaum Probleme; leider aber immer schlechte Erfahrungen einstecken müssen bei Neodym-Magneten. Ob es bisher am Magneten selbst oder an dessen Nickel-Beschichtung langfristig gescheitert war, weiss ich nicht.
Garantie auf alle acht Klebestellen gibt es nicht, und die viel gelobte Redundanz wirkt bei den mechanischen Komponenten leider nicht :heul:

Andere Frage: Wie hat sich die Motorblockade bei Dir erstmals gezeigt? War es im Fahrbetrieb :shock1: oder erst später?
Falls im Fahrbetrieb: Hat der Segway sofort auf der schadhaften Seite das Rad blockiert (abrupte, gefährliche Lenkbewegung wäre die Folge :shock1: ) oder wurde rechtzeitig eine Sicherheitsabschaltung ausgelöst?
Na ja: die Sicherheitsabschaltung kann natürlich kein mechanisches Problem sofort lösen. Aber, vielleicht klemmt der Motor ja auch nicht ruckartig und vollständig und lässt etwas Ausrollschwung noch zu.

Grüsse vom Chrigel
Benutzeravatar
Rommolus
Beiträge: 80
Registriert: 14.06.2019 13:48

Beitrag von Rommolus »

Moin

Vorweg, mein „neuer“ Seg hatte erst 100 Meilen gelaufen. Der Schaden ereignete sich unmittelbar nach überfahren einer Bahntrasse. Ob die Erschütterung ausschlaggebend für die "Lösung" des Magnets war kann ich nicht sagen. Da ich bereits einmal mit meinem Seg gestürzt war, reagiere ich sehr schnell auf Geräusche die da nicht hingehören. Mein Seg hatte nicht mal die Chance eine Notabschaltung zu initiieren da stand ich auch schon. So wie ich das erste Geräusch vernahm befand ich mich auch schon in Rückenlage. Somit kann ich nicht sagen ob der Seg nach rechts wegzog. Das Rad blockierte nach dem Stand auch nicht vollständig. Beim erneuten Start wurde mir nach dem Versuch zu fahren der Fehler E205 angezeigt. Danach hatte ich mich abholen lassen.

Gruß
Rene
Antworten