Auswahl eines Segway Seaters

Barrierefrei gleiten. Segway-Rollstühle und Umbauten für Menschen mit körperlichen Einschränkungen.
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thoemmes
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Auswahl eines Segway Seaters

Beitrag von thoemmes »

Liebe Forengemeinde,

ich bin jetzt seit einigen Wochen stolzer Besitzer eines Segway Seaters (Segaway Rollstuhls, Aktivrollstuhls). Nach dem ich zum ersten Mal auf der Rehacare 2013 so einen Rollstuhl gesehen und ausprobiert habe, hielt mich der hohe Preis von der Anschaffung ab. Ich bin Maschinenbauingenieur und natürlich hatte auch ich, wie viele andere, den Gedanken einen Segway umzubauen und so Geld zu sparen. Da ich viele Jahre als Konstrukteur gearbeitet habe, Zugriff auf eine 3D-Software und eine gut ausgestattete Werkstatt habe, wäre es mir sicherlich möglich gewesen, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Ich habe mich dagegen entschieden, da bei mir die Zeiten vorbei sind, dass ich die Kraft hätte, um wochenlang an meinen selbstgebauten Rollstuhl zu schrauben und zu optimieren. Trotzdem habe ich großen Respekt vor denen, die diesen Weg trotz ihrer Behinderung gegangen sind.

Nachdem ich mich für kaufen entschieden hatte, musste natürlich entschieden werden, welches Modell das für mich richtige ist. Dazu habe ich an Genny, Addseat, Freee, myfrankie und mobilitycube folgende Fragen geschickt:

Wo befindet sich die Lenkstange beim Aufsteigen?
Welche lichte Höhe wird beim Verlanden in ein Auto benötigt?
Welche Laderampenwinkel erfordert die Fußstütze?
Welche Bremsverzögerung ist, bedingt durch die Rückenlehne, möglich?
Fahren die Stützen elektrisch oder mechanisch aus?
Welche Abfahrtsneigung ist gefahrlos befahrbar?
Bis zu welcher Geländeneigung können die Stützen unfallfrei ein oder ausgefahren werden?
Behindern die Beine die Lenkbewegung der Lenkstange?
In welcher Höhe befindet sich die Sitzfläche relativ zum Straßenniveau?
In welcher Höhe befindet sich die Fußstütze relativ zum Straßenniveau?
Lässt sich die Fußstütze verstellen?
Liegt für das Model eine Straßenzulassung für Deutschland (TÜV) vor?
Können die Stützen eingefahren werden, ohne dass der Segway eingeschaltet ist?
Gibt es eine Lösung für das Ausfahren der Stützen am Strand?
Wie groß ist die lichte Höhe zwischen Stützen und Straßenniveau, d.h. wie hoch dürfen zu überfahrende Hindernisse sein, ohne das es zu Beschädigungen kommt?
Wie oft muss Ihr Modell gewartet werden?
An welchem Standort wird gewartet oder repariert?
Wie gelangt der Segway an den Wartungs- oder Reparaturort?
Wie lange ist die Garantiezeit?
Lassen sich auf Ihrem Modell breitere Reifen montieren?
Werden Fehlbedienungen durch Ihr Modell verhindert und wenn ja welche?
Kann es bei Ihrem Modell zu Situationen kommen, bei denen man stürzen kann?
Kann Ihr Modell von einer Person ein Auto geschoben werden?
Wie schwer ist Ihr Modell mit Segway?
Erlauben die Stützen und die Fußstütze das überfahren von Bordsteinen?
Ist die Rückenlehne klappbar?
Haben die Stützen eine Sicherheitszwischenstufe?

Alle Anbieter haben die Fragen beantwortet, bis auf myfrankie. Nach einem Telefonat mit der Geschäftsführerin, habe ich entschieden, mich mit myfrankie nicht weiter zu beschäftigen.

Probegefahren bin ich Genny, Freee und Addseat.
Mir hat bei Addseat der bewegliche Sitz sehr gut gefallen. Bremsen und beschleunigen ist sehr angenehm und einfach. In diesem Punkt ist der Addseat allen anderen Modellen überlegen. Optisch ist der Addseat nicht sehr ansprechend. Die Stützen sehen gebrechlich aus. Gegen den Addseat habe ich mich aus folgendem Grund entschieden: Es gibt zwei Griffe, die betätigt werden müssen, um die Stützen auszufahren. Dies und die Optik haben mich trotz des tollen Sitzes gegen Addseat entscheiden lassen.

Zu Genny gibt es viel im Internet zu lesen und zu sehen. Gelungenes Design, tolles Gerät. Allerdings bin ich 1,86 cm groß. Ich hatte den Eindruck, dass ich bei Genny eigentlich höher sitzen müsste, denn für mich waren die flaps im Beinbereich störend. Dazu kommt, dass die Genny nicht wirklich auf TÜV und Straßenzulassung in Deutschland vorbereitet scheint. Mir wurde eine Genny mit TÜV angeboten, aber das geht dann auf kosten vom Design. Auch die Vertriebssituation war im Februar 2015 in Deutschland schwierig.Da ich in der Nähe der holländischen Grenze wohne, war ich mit Genny NL in Kontakt.

Der Freee ist 15 kg leichter, was meiner Frau beim Rollen des Freee in den Kofferraum sehr gefallen hat. Meine Füße werden auf der Fußstütze gutgeschützt, wenn ich mal irgendwo gegen fahren sollte. Der Sitz lässt sich schnell und einfach verstellen. Die Lehne lässt sich einfach abnehmen. Der Freee lässt sich über die Rampen in den Kofferraum rollen, ohne dass man auf den Sitz drücken muss. Alles wirkt sehr durchdacht und wertig.
Ich habe mich dann für den Freee entschieden, weil er 20 km/h schnell ist, leichter ist und eine brauchbare TÜV-Vorbereitung hat.
Vor dem Kauf habe ich mir noch ein Gutachten vom Amtsarzt besorgt, denn sonst kann man die Kosten nicht bei der Steuer absetzen. Rechtzeitig zur Lieferung war das Mofakennzeichen da und somit war der Freee von Tag 1 an Haftpflicht und Vollkasko versichert. Unser Straßenverkehrsamt hat die mitgelieferten TÜV Unterlagen problemlos akzeptiert und für die Zulassung vom Freee abgestempelt.
Die Bedienungsanleitung vom Freee ist 91 Seiten stark und ist hervorragend gemacht.
Ich bin persönlich davon überzeugt, dass bei den Modellen mit elektrischen Stützen, also bei Genny und Freee, der Freee die technisch bessere Wahl ist und sich langfristig gegen Genny durchsetzen wird, sofern bei Genny keine Weiterentwicklung erfolgt.

Für Interessierte werde ich an dieser Stelle über meine weiteren Erfahrungen mit dem Freee berichten.

Viele Grüße

Ralf
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Gawrisch
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Re: Auswahl eines Segway Seaters

Beitrag von Gawrisch »

Ein sehr guter Bericht, Ralf.
Hier ein Link zu dem Produkt :
http://www.freee.de/de/produkt/der-freee-f2.html
Ich bin sehr an weiteren Informationen und Erfahrungen interessiert.
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chrigelseg
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Re: Auswahl eines Segway Seaters

Beitrag von chrigelseg »

Seht Euch auch ein Produkt aus Griechenland mal an:
Ein Freund in Facebook Segwayschrauber bietet dies an.
http://suigenerisseat.com/the-sui-generis-seat/

Er verzichtet auf elektrische Stützen und nutzt mechanische.

Ich freue mich auf Eure Meinungen!
thoemmes
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Re: Auswahl eines Segway Seaters

Beitrag von thoemmes »

Ich konnte den Freee F2 zwei Wochen in der Bretagne ausprobieren. Ein Testbericht folgt noch. Ein Video mit Nutzungsbeispielen findet sich hier.

https://www.youtube.com/watch?v=y6UoBTKdZP4
thoemmes
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Re: Auswahl eines Segway Seaters

Beitrag von thoemmes »

Dies ist der angekündigte Erfahrungsbericht.

In den vergangenen fünf Monaten habe ich rund 500 km auf und mit meinem Freee F2 zurückgelegt. In der Zeit hat die Technik, die die Firma Freee auf den Segway gebaut hat, einwandfrei funktioniert. Ich habe es schätzen gelernt, dass die Stützen immer erst prüfen, ob die Situation und der Untergrund auch sicher sind. Wenn nicht, dann fahren sie wieder hoch und ich muss mir eine neue Parkposition suchen. Es gab einmal ein kleines unbedeutendes Problem mit der Lenkstange, was aber sofort durch Freee beseitigt wurde. Ich habe den Service als prompt und freundlich kennengelernt. Bisher kann ich also sagen, dass für mich der Freee die richtige Wahl war.

Was habe ich sonst so auf den 500 km erlebt? Außer auf Schnee habe ich den Segway Seater auf allen Untergründen und Geländen, bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten getestet. Dabei bin ich zweimal gestürzt, einmal leicht, einmal schwer. Deshalb kann ich nur jeden davor warnen, sich von den Videos im Netz blenden zu lassen. Ein Segway Seater ist nach meinen Erfahrungen nicht für Fahrten ohne Helm geeignet. Ich hatte glücklicherweise mir sehr früh einen Helm angeschafft, weil ich früher auf dem Rennrad auch immer Helm trug und mich deshalb unwohl fühlte. Bei meinem schweren Sturz hatte ich meinen Helm auf und so blieb mein Kopf unverletzt. Die Stürze sind übrigens nicht vom Freee F2 verursacht, sondern von meiner Fahrweise, kombiniert mit dem Segway Verhalten. Ich wäre also mit jedem anderen Modell auch gestürzt.

Lohnt es sich jetzt eigentlich noch weiterzulesen? Absolut. Zum einen bin ich vorher mit meinem E-Scooter auch schon unzählige Male umgekippt. Zum anderen muss niemand mit einem Segway Seater Seater stürzen, wenn er aufpasst.

Grundsätzlich kann ich sagen, dass sich meine Lebensqualität durch die Nutzung des Segway Seaters, dramatisch verbessert hat. Zuhause aufsteigen, Helm auf und irgendwo hinfahren. Zum Einkaufen oder einfach nur um draußen Spaß zu haben. Ich bin nun viel öfter unterwegs und komme wieder an Stellen, die für mich seit Jahren unerreichbar waren. Radtouren mit der Familie sind wieder möglich, so sind gemeinsame Unternehmungen wieder möglich.
Geht der Segway auf Reisen, so rollt er über zwei faltbare Rampen ins Auto. Er passt sogar bei umgeklappter Rückbank in einen Toyota Yaris. Der Kofferraum ist natürlich durch den Segway belegt. Geht es in den Urlaub, dann kommt eine Dachbox auf das Autodach.

Was geht im Urlaub? Auf dem Video aus der Bretagne kann man ja schon sehen, was alles geht. Schrägen, Geröll, Kies und Steigungen sind möglich. Fahrten am Strand waren da auch möglich. Ich habe allerdings mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass es beim Sand Einschränkungen gibt. Am Strand von Wenningstedt auf Sylt gibt es eine Holzrampe zum Strand hinunter. Dort bin ich dann mit den Standardrädern in den Sand. Fahren ging, machte aber keinen Spaß, weil ich schon sehr genau darauf achten musste, welchen Weg ich nehme. Der Sand war einfach zu weich und zu tief. Bergauf zurück zur Rampe war sehr beschwerlich, da der Segway immer wieder im Sand stehen blieb. Irgendwann ging es gar nicht mehr weiter und ich musste von netten Menschen rausgezogen werden.
Danach habe ich mir neue Räder angeschafft. 10“ Felgen mit Enduro Reifen. An den Stränden von Südschweden habe ich festgestellt, dass die neuen Räder im Sand nicht mehr so tief einsinken, das Problem auf dem Rückweg vom Wasser aber unverändert ist.
Mein Fazit: Strand parallel zum Wasser geht, aber der Rückweg ist problematisch.

Das ist aber tatsächlich die einzige Einschränkung, die ich bisher erkannt habe. Trotzdem gebe ich meinen Freee F2 nicht mehr her.
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frane28
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Re: Auswahl eines Segway Seaters

Beitrag von frane28 »

Hallo thoemmes, guter Beitrag, ja mit dem Stürzen ist es so, bin auch 2 mal durch Selbstverschulden als NICHT Behinderter auf die Fresse gefallen, zu Thema Sandstrand, könnte die Firma Free nicht spezielle Räder für Sand (wie X2 oder Golf) bei deinem Seater anpassen und beim Parken könnte Dir doch ein Familienmitglied dicke kleine Sperrholzplatten unter die Stützen legen? Vielleicht eine bescheuerte Idee. :roll:

Allzeit gute Fahrt, Franz
Segway i2 2.Gen Jahrgang 2011


Gruss Franz
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chrigelseg
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Re: Auswahl eines Segway Seaters

Beitrag von chrigelseg »

Hallo zusammen

Danke für die Berichte!
Der Idee mit anderen Reifen für weiche Untergründe sind enge Grenzen gesetzt:
- Die in DE zulässige Fahrzeugbreite von 700mm ist mit der Endurobereifung auf 10"-Axpertsfelgen schon optimal ausgenützt, da bleibt nicht viel zu verbessern. Andere Reifen überschreiten die Fahrzeubreite um wenige Millimeter
- Die Karosserie des Freee F2 lässt kaum Spielraum für einen gösseren Raddurchmesser
Die x2-Turf-Bereifung oder die AX-Spearz (http://www.axperts.de/epages/61480327.s ... s/86004111) könnten vielleicht noch ganz knapp darunter passen?

Grüsse vom Chrigel
daujoons
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Re: Auswahl eines Segway Seaters

Beitrag von daujoons »

Hallo in die Runde,
meine Frau fährt als Paraplegikerin selbst einen Freee F2 und ist schwer begeistert. Was ihr im Unterschied zur Genny besonders gut gefällt, ist die Rückenlehne, welche mit einer hydraulischen Feder ausgestattet ist und ihr so immer einen guten Kontakt zum Stuhl vermittelt. Mir gefällt, wie klar und transparent der Freee konstruiert wurde: Alles wirkt sehr hochwertig und durchdacht. Genny oder Freee F2 ? Wir haben beide, weil wir die Genny Nr. 4 in Deutschland haben und an Freee damals noch nicht zu denken war. Hergeben möchten wir die Genny deshalb nicht. Heute vor die Wahl gestellt, würden wir uns für den Freee entscheiden. (Dennoch steht die Genny bei uns im Wohnzimmer) Wer im norddeutschen Raum lebt, kann nach Absprache gern bei uns vorbeikommen und eine Probefahrt machen. Wir unterstützen Freee und Genny gern. Ohne deren Aktivitäten hätten wir diese wunderbaren Mobilitätshilfen nicht.
Übrigens: Die Nachricht der Woche ist für mich, dass der iBot vom Segwayprinzip- Erfinder Dean Kamen in Zusammenarbeit mit Toyota neu aufgelegt wird! Einen Prototypen vom iBot 2.0 gibt es sogar schon und das Ganze sieht nach einem sehr weit gereiften Plan aus...
Es bleibt spannend.
Ein Rollstuhl ist nicht das Problem. Ein Rollstuhl ist die Lösung des Problems.
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mathiegi
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Re: Auswahl eines Segway Seaters

Beitrag von mathiegi »

super! ein dickes Like von mir!
Liebe Grüsse

mathiegi/der Segwayflüsterer

DIE SEGWAY SCHRAUBER
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Segway? Ich steh drauf!
crossby
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Re: Auswahl eines Segway Seaters

Beitrag von crossby »

...sollte jeder level 2 point können. funky move, lohmar kanns auf jeden fall...
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kaiserthesage24
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Registriert: 20.02.2017 16:28

Re: Auswahl eines Segway Seaters

Beitrag von kaiserthesage24 »

Ich kann nicht glauben, wie engstirnig Sie alle sind! Dont u verstehen, wie Technologie entwickelt! Erste u Start von Prototyping ein Konzept dann implementieren sie auf einem begrenzten Umfang dann entwickelt sich zu etwas anspruchsvoll und funktional über das hinaus, was Sie hier sehen! -jeeze versuchen etwas anderes für eine Veränderung Jungs!

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