Seite 1 von 1

Mit dem Segway auf den Spuren von Major Max Neumeyer

Verfasst: 04.06.2012 21:12
von Wendelstein
Im Fotoalbum von Wendelsteins Grossonkel Max Neumeyer (1874—1958) fand sich unter vielen anderen Dokumenten folgendes Foto:
Eingangsseite (von O) des Werks Mero in einer Aufnahme 1915/1918. Im Mittelgrund die<br />Gruppe des Monticello; rechts oben Punta di Castellaccio (3029 m); links oben Presena<br />(3069 m).
Eingangsseite (von O) des Werks Mero in einer Aufnahme 1915/1918. Im Mittelgrund die
Gruppe des Monticello; rechts oben Punta di Castellaccio (3029 m); links oben Presena
(3069 m).
Eine Anfrage im Informationszentrum am Tonalepass brachte sofort die Lösung: Es handelt sich hier um das ehem. österreichische Werk Mero an der alten Tonalestrasse, wenige Kilometer östlich der alten österreichisch-italienischen Staatsgrenze. Also nichts wie hin! Mit dem Auto geht es zunächst vom Tonalepass noch 100 Höhenmeter hinauf zum Ospizio San Bartolomeo auf 1970 m üNN; hier war der höchste Punkt des schon in prähistorischen Zeiten begangenen Weges über den Tonale (bis ca. 1860, als die neue Strasse in die Steilhänge weiter unten hineingesprengt wurde). Mit dem Segway weiter auf der alten Tonalestrasse (Schotterpiste, gut befahrbar, auch für i2) ca. 3 km leicht bergab bis zu den Überresten des Werks Mero auf 1840 m, heute ein mitten im schönsten Hochwald gelegenes Denkmal:
Werk Mero heute
Werk Mero heute
Die heutigen Trümmer sind keine Kriegsfolge; vielmehr wurde das Werk Mero (wie die meisten anderen Anlagen dieser Art) in den 30er Jahren zur Eisengewinnung gesprengt, nachdem der Völkerbund ein Rohstoffembargo gegen Italien verhängt hatte. Weiter geht es auf der alten Tonalestrasse, bis man nach ca. 1 km zu einer Gabelung kommt, wo man nach links aufwärts fährt. Dort gelangt man nach wenigen Metern zu den Ruinen eines Kasernengeländes:
Kasernenanlage an der Kriegsstrasse zu den Werken Mero und Tonale
Kasernenanlage an der Kriegsstrasse zu den Werken Mero und Tonale
Wenn man dem alten Kriegssträsschen weiter aufwärts folgt (ebenfalls gut befahrbar), kommt man nach ca. 300 Höhenmetern zu der Ruine des ehem. Werks Tonale (heute als ex Forte Zaccarana bezeichnet) auf 2100 m; Fotos davon siehe meinen Beitrag von 2011 http://www.segforum.de/viewtopic.php?f=8&t=3208#p18506.

Re: Mit dem Segway auf den Spuren von Major Max Neumeyer

Verfasst: 04.06.2012 21:39
von spitfire0
hallo wendelstein,

....wie immer....klasse Recherche....schöne Geschichte....tolle Bilder :prima:

und weiter so.

gruss spitfire0

Re: Mit dem Segway auf den Spuren von Major Max Neumeyer

Verfasst: 04.06.2012 22:51
von mathiegi
Da kann ich mich nur anschliessen!

:prima: :prima: :prima:

Re: Mit dem Segway auf den Spuren von Major Max Neumeyer

Verfasst: 05.06.2012 22:18
von FutureVehicle
super !!!!!! :)

Re: Mit dem Segway auf den Spuren von Major Max Neumeyer

Verfasst: 03.10.2012 20:04
von Wendelstein
Wendelstein bedankt sich recht herzlich für die freundlichen Kommentare von spitfire0, mathiegi und FutureVehicle. Das motiviert für weitere Beiträge. Heute nur ein Hinweis auf eine interessante Meldung von voriger Woche über einen makabren Fund in der Nähe der Cima Presena, die auf dem alten Foto links oben zu sehen ist: http://derstandard.at/1348284458649/Sol ... iserjaeger. Der Erste Weltkrieg ist noch nicht in jeder Hinsicht abgeschlossen.

Re: Mit dem Segway auf den Spuren von Major Max Neumeyer

Verfasst: 02.01.2014 17:48
von Wendelstein
Da Wendelstein in dieser Jahreszeit nicht Segway fahren mag, hat er jetzt Zeit und Gelegenheit, das vergangene Tourenjahr etwas aufzuarbeiten. Hier also sein heutiger Beitrag über 2 Segwayfahrten im September 2013: Zunächst wieder ein schönes Foto aus dem Fotoalbum des Grossonkels:
1915/1918: An der österreichischen Südwestfront
1915/1918: An der österreichischen Südwestfront
Die Tourismusinformation am Tonalepass konnte da zunächst nicht weiterhelfen. Doch als Gebietskenner kommt man bald dahinter, dass der Gipfel links mit der markanten Nordwand die Presanella ist. Also errät man leicht, dass der Aufnahmestandpunkt auf der gegenüberliegenden Talseite liegen muss, irgendwo oberhalb der Staatsstrasse 42, die von Vermiglio hinauf zum Tonalepass führt. Da kommt in erster Linie das Val Strino in Frage. Ca. 1 km oberhalb des Werks Strino (sehenswerte Festungsruine, die heute zum Museum ausgebaut ist), das direkt an der SS 42 liegt, ist links auf 1600 m üNN ein grosser Parkplatz. Auf der gegenüberliegenden Seite führt ein altes Kriegssträsschen Richtung N ins Val Strino; dieses Strässchen wird heute als Forstweg und auch als Almzufahrt genutzt und ist deshalb in gutem Zustand. Mit dem Segway fährt man in 20 Minuten hinauf bis auf ca. 1750 m, wo eine Abzweigung etwas holprig nach rechts zur Almhütte Masi di Strino führt. Man fährt noch ca. 200 m auf dem Forstweg weiter, bis dieser eine steile Rinne quert. Hier ist man ganz in der Nähe der gesuchten Stelle, wie das Foto beweist:
Dieselbe Aufnahmerichtung September 2013
Dieselbe Aufnahmerichtung September 2013
Der genaue Aufnahmestandpunkt des alten Fotos befindet sich schätzungsweise 50 m weiter rechts (westlich) mitten im heutigen Hochwald, der die Aussicht versperrt. In Bildmitte erkennt man die Ruine des Werks Presanella, heute als ex Forte Pozzi Alti bezeichnet (1884 m üNN). Bei dem Doppelgipfel im Hintergrund (links von der Bildmitte) handelt es sich um Presanella (links, 3556 m) und Cima di Vermiglio (3458 m). Direkt vor der Cima di Vermiglio: Croz dei Pozzi (2650 m) und Croz di Stavèl (2635 m), rechts daneben der Passo dei Pozzi (2604 m) und die Cima dei Pozzi (2890 m). Etwas weiter rechts schaut gerade noch, nicht mehr ganz deutlich erkennbar, der Monte Cercen (3280 m) heraus. Es ist interessant zu sehen, wie auf den früher freien Flächen um das Werk Presanella (Nahverteidigungsfeld, Beobachtungsfeld und Schussfeld) in den nunmehr bald 100 Jahren wieder Wald nachgewachsen ist. — Man kann der Forststrasse von dieser Stelle aus noch einige km weiter folgen, bis zur Malga Mezzolo; kurz vor dieser Alm führt ein Weg (nicht mehr befahrbar) nach links zu einer Jagdhütte auf 2000 m hinauf, von der man in gut 2 Stunden weglos auf den Monte Mezzolo (2663 m) steigen kann: eine sehr empfehlenswerte Wanderung, denn von oben geniesst man eine wunderbare Aussicht direkt hinüber in die phantastische Nordwand der Presanella.

Auch zum Werk Presanella führt selbstverständlich eine Kriegsstrasse; diese beginnt im Val Vermiglio zwischen den Gemarkungen Stavèl und Velòn auf ca. 1300 m. Ich habe sie einige Tage später befahren, und zwar sowohl mit i2 als auch mit x2; sie befindet sich leider in einem sehr schlechten Zustand (jedenfalls im Jahr 2013). Sie überwindet ca. 600 Höhenmeter; mit dem Segway benötigt man für die Strecke ca. 1 Stunde. Auch die Ruine des Werks Presanella ist eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges des westlichen Trentino, befand sich doch hier von 1915 bis 1918 einer der Brennpunkte des Gebirgskrieges:
Blick vom Werk Presanella nach N in die südlichen Ausläufer der Ortlergruppe<br />oberhalb vom Tonalepass
Blick vom Werk Presanella nach N in die südlichen Ausläufer der Ortlergruppe
oberhalb vom Tonalepass
Rechts von der Bildmitte kann man die Ruine des Werks Tonale (heute mit ex Forte Zaccarana bezeichnet) erkennen; der grüne Hügel links darüber ist die Cima Biolca (2521 m). Höchster Punkt im Hintergrund links: Torrione d'Albiolo (2969 m). Vom Werk Presanella aus kann man mehrere interessante Wanderungen starten; sehr empfehlenswert ist der Aufstieg über den eindrucksvollen (teilweise etwas ausgesetzten) Kriegssteig zum Rifugio Denza (2300 m, im Sommer bewirtschaftet), der an der allerletzten Spitzkehre der Kriegsstrasse auf 1860 m beginnt; für diesen Aufstieg benötigt man ca. 2 Stunden. Der meistbegangene Weg auf die Presanella führt über das Rifugio Denza. Beste Karte für diese Gegend: Tabacco Nr. 052 Adamello Presanella 1:25 000.

Re: Mit dem Segway auf den Spuren von Major Max Neumeyer

Verfasst: 02.01.2014 18:12
von spitfire0
mein guter wendelstein,
jetzt war ich etliche monate nicht mehr im forum unterwegs (gibt tatsächlich auch noch andere reizvolle beschäftigungen ;-)), hatte heute ne nachricht auf einen alten beitrag von mir aus dem forum erhalten und dann eben ein bisschen gesurft..... und siehe da, frisch aus der presse ein erneut grandioser, brilliant recherchiert und bebildeter beitrag unseres wertgeschätzten landschaftshistorikers - ohne schei.. , meine hochachtung!!!! .. und weiterhin eine gute "nase" und einen glücklichen finger am auslöser deiner fotomaschine.
lg hubert/huseg