Kann man Akkus "müde" laden?

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inazuma750
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Kann man Akkus "müde" laden?

Beitrag von inazuma750 »

Moin,
ich hatte heute folgendes Phänomen mit meinem Segway-Rollstuhl:

Normal fahren bis 20km/h im "Gleitmodus" völlig ok. Stärkeres beschleunigen in der Ebene auch.
Stärkeres Beschleunigen auf einer leichten Steigung wurde immer mit dem "nachdenklichen Gesicht" und dem Warndreieck begleitet.
Das habe ich so auf dieser Strecke noch nicht gehabt. Temperatur war heute so ca. 13°C. Mein Gewicht plus SR eher unterschwer.....

Nun kommt aber noch folgender Umstand hinzu. In diesem Jahr bin ich insgesamt aus vielerlei Gründen höchstens 50km gefahren.
Und das meistens im Schritttempo (Spaziergänge). Danach habe ich den SR gleich wieder aufgeladen.
Meine Zeitschaltuhr schaltet 12h ein und dann 12h aus. Jetzt steht aber der Winter vor der Tür und ich werde daher in der nächsten Zeit auch wenig fahren.

Kann es sein, dass meine Akkus an Bewegungsmangel leiden? Bekomme ich sie im Frühjahr durch fleißiges üben wieder fit?
Ach ja. Mein Segway ist aus 2012. Laufleistung 900km. Keine Ahnung wie groß die Reichweite überhaupt noch ist.

Bin für jedes tröstende Wort dankbar.....

Mario
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Gawrisch
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Beitrag von Gawrisch »

Das Problem kenne ich. Du bekommst die Akkus wieder fit. Einfach 2-3 mal fast leer fahren, dann 1 Stunde warten damit die Akkus sich abkühlen und dann in einem beheizten Raum aufladen. Bei Minusgraden würde ich sie nicht draußen laden oder den Segway überhaupt draußen lassen.
SegFenn
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Beitrag von SegFenn »

Gawrisch hat geschrieben:Bei Minusgraden würde ich sie nicht draußen laden...
Richtig so; dass empfiehlt auch der Hersteller:

Operating Temperature VALENCE IFR18650e
Charge: 0°C ~ 45°C
Discharge: -10°C ~ 50°C

Je kälter (und leerer!) die Akkus (bzw. Zellen) desto höher deren Innenwiderstand (Ri). Hohe Stromentnahme (starkes Beschleunigen am Berg) führt dann zu großem Spannungseinbruch über den Zellen mit den bekannten Auswirkungen (Neutral-Gesicht, Leistungsreduzierung) bis hin zur Notabschaltung.

Ich selbst konnte beobachten, dass Zellen, die einige Wochen ungenutzt waren (weder ge- noch entladen, auch nicht an der Steckdose im Standby), bei spontaner Stromentnahme (3A) mit einem um 10...20% höheren Ri reagiert haben. Das gibt sich nach einiger Zeit bei normalen Akkus aber wieder - einfach durch Benutzung.
Auf den Segway übertragen heißt das, dass in den ersten Sekunden beim Beschleunigen gelegentlich die Fahrt mit einem Neutral-Gesicht beginnt (bei Gen1 wiederholt gut zu beobachten).

Zur Eingangsfrage ("müde" laden): Lagerung (= Nichtbenutzung des Segways) bei gleichzeitiger Erhaltungsladung (= immer volle Zellen) ist für Lithiumzellen tatsächlich nicht günstig, diese könnten dann u.a. schneller altern. Hierzu fand sich auch mal im Forum ein Link, darin stand zu lesen, dass die Lagerung kühl (z.B. im Keller) mit ca. 60% SOC (Ladezustand) erfolgen sollte. Inwieweit vormals funktionstüchtige Zellen durch wochenlanges Dauer-Laden einen erhöhten Ri ausbilden, welche dann bei Wiederinbetriebnahme bei hohen Strömen etwas schwächeln (= Leistungsreduzierung) kann ich nicht sagen. Vorstellbar wäre es, es müßte aber messtechnisch weiter untersucht und spezifiziert werden.

Vielleicht kann mathiegi dazu was sagen, er hatte m.E. mal Akkus die nach Lagerung schwächer waren.
inazuma750
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Beitrag von inazuma750 »

Erst ein mal vielen Dank für die ausführlichen Infos!

Ich werde wohl in der neuen Saison gaaanz geduldig mit meinen Akkus eine Frühjahrskur machen müssen.....
Da ich jetzt kaum noch wirklich zum Fahren kommen werde, lade ich die Akkus noch einmal voll,
fahre zwei Striche weg und baue die Akkus aus? Oder was wäre geeigneter, um sie zu überwintern?

Liebe Grüße
Mario
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chrigelseg
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Beitrag von chrigelseg »

ich meine:
Wenn Du die Akkus unbeobachtet und über Null Grad lagern kannst, willst und möchtest, ist Dein Vorschlag zur Überwinterung perfekt.
Falls Du Akkus und Segway in demselben Raum über Null Grad überwintern möchtest, reicht der Abbau des hinteren Akkus.
(Dieser saugt sonst Strom, weil er auf Befehle vom Infokey wartet)

Grüsse vom Chrigel
SegFenn
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Beitrag von SegFenn »

inazuma750 hat geschrieben:Da ich jetzt kaum noch wirklich zum Fahren kommen werde, lade ich die Akkus noch einmal voll, fahre zwei Striche weg und baue die Akkus aus? Oder was wäre geeigneter, um sie zu überwintern?
Genau so mache ich das! Gerade der hintere Akku wird ja immer etwas entladen, weshalb der Seg. ja auch stets an der Steckdose verbleiben soll (muß!). Die demontierten (und kühl gelagerten) Akkus verbrauchen dagegen kaum Strom, haben eine vernachlässigbare Selbstentladung. Klar, die Balancerelektronik hängt bei den Zellen parallel und wird etwas Strom verbrauchen, dennoch überstehen die (zu 60...80% geladenen) Akkus mehrere Monate ohne Nachladen problemlos. Jeder hat da vermutlich sein Rezept, so messe ich z.B. alle paar Wochen die Akku-Klemmenspannung mit einem Voltmeter nach - natürlich ganz vorsichtig, um die Kontakte dabei nicht zu beschädigen.
Natürlich macht das Schrauben etwas Arbeit, aber ich glaube die Akku danken es einem mit einer höheren Lebensdauer. Und ein paar kW/h Strom können zudem auch noch eingespart werden...
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