Welche Tipps für das Überwintern der LiIon-Akkus?

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81739-seg
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Welche Tipps für das Überwintern der LiIon-Akkus?

Beitrag von 81739-seg »

Meine Segways überwintern in einer ungeheizten trockenen Garage OHNE Akkus. Die Akkus (6 Paare) sind im Haus und sollen mit einem externen Segway-Ladegerät (für 2 Akkus gleichzeitig) über den Winter möglichst optimal gepflegt werden.
Fragen:
a) Alle Akkus vor der Lagerung voll laden oder nur zu ca. 60% laden, d.h. einige Stunden am Segway vor dem Abbau bis auf ca. 5 Akku-Balken entladen?
b) Akkus in welchen regelmäßigen Abständen nachladen (ganz voll oder nur kurzzeitig, z.B. nur eine Stunde)?
c) Gibt es eine optimale Volt-Zahl aus der Praxis, auf der die Akkus gehalten werden sollten (ganz voll bei mir um die 76 Volt).
d) Sollte man im Winter (z.B. bei mildem Wetter) auch mal die Akkus im Stand (oder auf einer Winter-Ausfahrt) bis zur Abschaltung entladen und dann wieder aufladen?
e) Schaltet sich an den Akkus etwas nach längerer Lagerzeit außerhalb des Fahrzeugs ab (habe ich mal gehört)?
Danke für Praxis-Tipps, die evtl. auch den anderen Segway-Fans helfen können.
Gruß 81739-seg

PS. Die Tipps von Segway unter http://www.permo.ch/_files/winter_tipps.pdf sind bekannt.
ohjesus66
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Beitrag von ohjesus66 »

Hi,
als Segway-Neuling, aber mit Erfahrungen mit LiIonen-Akkus aus Modell-Sport und beruflich mein Wissen:

- Es gibt 2 Alterungen der Zellen:
1. Kalendarisch, also rein durch Alterung, ohne dass sie genutzt werden
2. durch Zyklisierung, also durch Nutzung, durch Laden und Entladen
- generell ist die Alterung immer von der jeweiligen Zeltchemie abhängig, also jeder Zell-Typ hat andere Eigenschaften bzw. Alterungsverhalten.
- zu 1.: Bei Nichtbenutzung einer (allgemeinen) LiIonen-Zelle sollte sie auf etwas mehr als halbe Ladung geladen sein, so 3,7 bis 3,8 V. Hier soll die kalendarische Alterung schwächer ausfallen. Gleichzeitig ist sie temperaturabhängig und am geringsten, bei tiefen Temperaturen. Das ist übrigens generell so, da dann die chemischen Vorgänge langsamer ablaufen. Ein Modellbau-Kollege hatte eine Pause von 10 Jahren eingelegt und seine noch NiCd-Akkus in die Gefriertruhe gelegt. Nach 10 Jahren hat er sie rausgeholt und ist zu einem Rennen gekommen und sie waren angeblich noch genauso leistungsfähig, wie vor dem Tieffrieren. Aus meiner Sicht ist das voll logisch.
D.h., eigentlich sollte der Seg-Akku im Winter ausgebaut möglichst kühl lagern, ca. halb voll.
- zu 2. : die Alterung durch Zyklisierung ist von der Entladetiefe, dem Strom und der Temperatur abhängig. Die Zellen in der Formel 1 werden bei über 100° betrieben, da halten sie am besten, allerdings ist das trotzdem nur sehr kurz, da extrem belastet. Zellen die in PHEV (Hybridautos) eingesetzt werden altern meist mit Zyklisierung bei 45° C am wenigsten (interessanterweise bei 30° ist die Alterung etwas höher, aber identisch wie bei 60°), da ist auch der Innenwiderstand schön niedrig und somit die Verluste gering und die Reichweite hoch.
Nun der Strom. Je geringer, desto weniger schädlich. Insbesondere halten die Zellen viel weniger beim Laden aus. Das passiert übrigens beim Bremsen auch, dass die Zellen geladen werden und hartes Bremsen ist eine höhere Belastung, vor allem bei kaltem Akku. Also zum Fahren schauen, dass der Akku warm ist, zum lagern sollte er möglichst kalt sein.
Entladetiefe: Je tiefer entladen wird, desto höher die Belastung. Besser 2x auf Halb als einmal voll entladen.

So die allgemeine Theorie, die ich kenne. Allerdings gibt es viele unterschiedliche Zelltypen, so das es auch immer Abweichungen dazu geben kann. :-??

Gruß,
Martin
81739-seg
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Beitrag von 81739-seg »

DANKE für die ausführliche Erläuterung
... und wie kann man "halbvoll" einigermaßen sicher erkennen/herstellen
a) 5 Balken (statt 8)?
b) xx Volt von 76 Volt?
Und während der Lagerung NICHT voll laden, sondern nur ganz kurz?
ohjesus66
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Beitrag von ohjesus66 »

Hi,
zu den Spannungen bei halbvoll kann ich nichts sicheres sagen, habe meinen Akku noch nicht vermessen und mit LiFePo hatte ich noch nicht viel zu tun, immer mit LiIonen, die eine obere Spannung von 4,2 V/Zelle haben. Da war die Lagerspannung 3,8 V/Zelle. Das passt aber hier nicht. Ich schätze - das ist aber nicht verlässlich - für den Seg-Akku ca. 76,5 V (???). Im Forum hat es aber ein paar Spezialisten, die schon sehr viel gemessen haben und den Akku gut kennen. Ansonsten auf 4 bis 5 Balken im Key bringen - als Orientierung.

Gruß,
Martin
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chrigelseg
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Beitrag von chrigelseg »

Hallo Martin

Deine Theorie tönt sehr einleuchtend :prima:
Im Verlauf der Lagerzeit wird ein voller Akku durch (geringe) Selbstentladung von selbst zu dem Optimum von 60% gelangen, aber dann ist zum Glück schon Frühling :D

Wichtig: diese Theorie gilt für ABGEBAUTE Akkus!

Im eingebauten Zustand wird immer der hintere Akku dauernd leicht belastet, weil das Radioboard auf Einschaltbefehle vom Infokey wartet und dafür Strom braucht!
Falls die Lagerzeit länger wird oder der Frühling später kommt, könnte die Erkennungsspannung unterschritten werden und Einschalten und Laden durch die Software verunmöglicht werden :gngngn:
81739-seg
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Beitrag von 81739-seg »

Danke für die Infos: Gibt es / wer hat eine Tabelle von Akku-Stichen (Info-Key) zu Volt am (abgebauten) Akku
(8 Striche entspricht xx Volt, 4 Striche entspricht xx Volt, 1 Strich entspricht xx Volt)?
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